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beyond korean non-sense

Ulsanbawi ist das koreanische Wort für Muskelkater

Der Seroaksan Nationalpark gehört wohl zum Schönsten, was man in Südkorea sehen und erleben kann. Wenn er nur nicht so furchtbar anstrengend wäre.

So untrainiert wie möglich ziehen wir los, etwas später als erhofft. Und dann aufgrund eines Missverständnisses auch noch den falschen Weg hinauf. Wir nehmen die grossen Gondel hoch zum Fort, einem Aussichtspunkt am Anfang des Parks.

Die beiden dachten, dies sei der Ausgangspunkt für die Wanderung auf den Ulsanbawi – und waren nicht minder erstaunt, Heerscharen von Besuchern mit Flipflops und Kinderwagen anzutreffen. Aber eben: sie dachten falsch. Der Ulsanbawi liegt auf der gegenüberliegenden Talseite. Also alles wieder runter und durch den Sinheung-Tempel auf den richtigen Weg.

Mit rund eineinhalbstündiger Verspätung finden wir uns endlich am Anfang unserer Wanderung. Der Weg führt sanft durch den Wald, entlang eines schönen wenn auch wasserarmen Flusses. Steine säumen den sandigen Weg, so als hätte sie jemand bewusst so drapiert. Es ist Herbst, und wir hatten eigentlich auf das vielzitierte Farbenspektakel gefreut, dem koreanischen Pendant des Indian Summer. Doch obwohl es bereits Anfang Oktober ist, ist es noch immer sommerlich warm und nur wenige der Blätter zeigen erste Spuren von Verfärbungen. Dafür riecht man den feinen Duft der Pinien.

Mit der Zeit wird der Weg dann doch etwas anspruchsvoller, allzu schwierige Passagen haben die Parkbauer aber elegant ausgebügelt, mit Kehren und natürlich angelegten Treppen. Die ersten 1,5 Kilometer sind so ein Kinderspiel, und wir malen uns schon aus, wie wir die nächsten Tage wandern den Seroaksan erforschen. Dafür sind wir schliesslich hergekommen.

Mittlerweile im Felsenkloster Gyejoam angekommen, welches einen kleinen buddhistischenTempel in einer Höhle beherbergt, merken wir aber schnell, dass es nicht ewig so weitergehen wird. Von nun ist der Weg steil und steiler. Wo es zu steil wird, geht’s über Treppen aus Steinen und Metall weiter. Die natürlichen Stufen aus Stein sind allerdings so hoch, dass man richtiggehend klettern muss. Da wird auch Treppensteigen irgendwann zu anstrengend.

Doch mit der nötigen Ruhe und kleinen Pausen erreichen wir das letzte Plateau unterhalb des Ulsanbawi. Da thront er schon vor uns, schön und mächtig, 875 Meter über Meer. Von hier aus geht es praktisch nur noch über Metalltreppen hinauf, die für nicht Schwindelfreie zur echten Herausforderung werden können. Insbesondere Lotos dachte des Öfteren ans Aufgeben und Umkehren.

Kimchi auf dem Gipfel des Ulsanbawi.

Die eigentliche Mutprobe folgt allerdings erst auf dem Gipfel. Auf einer kleinen Behelfsbrücke geht es über einen tiefen Felsspalt hinüber auf ein winziges Plateau, umgeben von zittrigen Geländern und leicht abschüssig. Rund ein Dutzend Wanderer bevölkern das Plateau. Viel mehr hätten auch kaum Platz, denn linkerhand betreibt jemand einen kleinen Souvenirstand, in dem er unter dem ratternden Getöse eines Generators Devotionalien anbietet. Wir nehmen an, es ist der Gipfelwart.

Der Abstieg ist dann in Bezug auf die Höhenangst kein Problem mehr. Irgendwann gewöhnt man sich wohl einfach daran. Doch bald schon fangen die Knie an zu schlottern.

Im Felsenkloster verköstigen wir uns noch mit einer Nudelsuppe und einem Cass (koreanisches Bier), bevor es dann endgültig und knapp vor Sonnenuntergang hinunter ins Cheonbuldong-Tal geht. Glücklich und zufrieden über die vollbrachte Leistung schlendern wir schliesslich durch den Sinheung-Tempel, grüssen den grossen Buddha der (Wieder-)Vereinigung ein letztes Mal und legen im Kensington Star Hotel unsere müden Glieder zur Ruhe.

Uns wird schnell bewusst, dass aus dem Plan, den Seroaksan zu erwandern oder wenigstens noch auf den alles überragenden Daecheongbong (1708 m), wohl nicht viel wird. Der Muskelkater hat uns fest im Griff – und so entscheiden wir uns für eine verfrühte Weiterreise zurück nach Seoul. Die nächsten zwei Tage können wir beide kaum noch laufen.

 

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